Freitag, 29. Mai 2009

one day i wrote her name

mein erster post im feministischen literaturkollektiv - streckt die hände aus zwischen vergangenheit und gegenwart. es folgt eine (post)moderne, lesbische version eines sonetts aus dem 16. jahrhundert. das original, 'one day i wrote her name upon the strand' ist aus den amoretti von edmund spenser, einem hibernophoben arschloch, aber dichten konnte er. die übersetzung ist von 2007 - leider ist mit der studienkollegin, in die ich jahrelang heimlich verliebt gewesen war, nie was gelaufen. hier also zunächst das original, dann meine "übersetzung"*.



*es geht hier auch darum, sich literarische traditionen vorzuknöpfen und sie sich anzueignen. nach dem motto, "re-claim the sonnet". zum bildungsbürger-schrecken ist es leider zu zahm.




[seins]

ONE day I wrote her name upon the strand,
But came the waves and washèd it away:
Again I wrote it with a second hand,
But came the tide and made my pains his prey.
Vain man (said she) that dost in vain assay
A mortal thing so to immortalise;
For I myself shall like to this decay,
And eke my name be wipèd out likewise.
Not so (quod I); let baser things devise
To die in dust, but you shall live by fame;
My verse your virtues rare shall eternise,
And in the heavens write your glorious name:
Where, when as Death shall all the world subdue,
Our love shall live, and later life renew.

[meins]

einst schrieb ich ihren namen in den staub,
da kam der wind und trug ihn mir davon,
ein zweites mal – ich schrieb ihn in beton,
es kam der wind und machte ihn zum
raub.
was, eitle, sagt sie, malst ein eitles wort
und tust, als wär es mehr als schall und schein?
es wird mein haar doch nur mehr asche sein,
die knochen bar gepflückt, das hirn verdorrt.
schrie ich: wenn alle hoffnung sterben wird,
du sollst besternt am schwarzen himmel stehn!
ich will, obwohl mein vers sich stets verliert,
mein leben brennen, nicht verblassen sehn –
um, wenn der tod die ganze welt regiert,
nicht sanft in jene gute nacht zu gehn.

Dienstag, 26. Mai 2009

das feministische Literaturkollektiv stellt sich vor

Dies ist der Blog des Feministischen Literaturkollektivs.

Was wollen wir eigentlich?
Auf der FrauenFrühlingsUni in Graz im April 2009 während eines Workshops zum Thema „Feministische Literatur der 70er und 80er Jahre“ gelangten wir zur der Einsicht, dass uns ein heutiges Äquivalent zur feministischen Literatur der 70er und 80er fehlt, in der mit schonungsloser Offenheit über die Lebenssituationen und/oder die inneren Welten - vor allem, aber nicht ausschließlich - junger Frauen zu lesen ist. Wir finden uns in den Texten von Charlotte Roche & Co. nicht wieder. Wenn uns die Literatur, die wir lesen möchten, nicht in den Regalen des Buchhandels vor die Nase gesetzt wird, gibt es alternativ zu einem resignierten Schulterzucken eine Möglichkeit: s e l b e r s c h r e i b e n!

Wer sind wir eigentlich?
Drei Prinzipien des Feministischen Literaturkollektivs sind, dass es erstens feministisch ist, sich zweitens mit Literatur beschäftigt, und sich – drittens – als Kollektiv versteht. Das bedeutet, dass die einzelne Literaturschaffende als Teil des Kollektivs publiziert (hier, in diesem Blog) und gelesen wird. Natürlich kann frau ihre Texte hier unter ihrem echten Namen veröffentlichen. Sie muss es aber nicht, die Texte können für sich stehen, wir bestehen nicht auf dem konfessionellen und besitzsanzeigenden Akt des Unterschreibens – verstehen aber, wenn frau ihre Arbeit mit dem realen Namen, dem Namen, den sie gerne hätte, einem Pseudonym, etc. versehen will. Das Feministische Literaturkollektiv ist keine geschlossene Gruppe. Wir laden jede schreibende Frau/jedes schreibende Mädchen/jede schreibende Transgenderperson/jedes schreibende sich weiblich fühlende Alien ein, bei uns mitzumachen. Je mehr Mitgestalterinnen, je mehr Diversität, umso besser.

Mit literarischen Grüßen,

das Feministische Literaturkollektiv

Kontakt: ffu09ATgmx.at (AT = @) oder über die Kommentarfunktion unter jedem Posting

Montag, 4. Mai 2009

hi

Dies ist der Blog des feministischen Literaturkollektivs, gegründet auf der FrauenFrühlingsUni in Graz im April 2009.

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This is the blog of the feminist literary collective which was founded at the Women's Spring University in Graz in April 2009.